Von Anfang an unterschieden sich die Walser Gemeinschaften auch durch ihre besondere Sprache, die der ältesten Form des Schweizer Alemannischen ähnelt und die heute noch ihre kulturelle Identität prägt.
Dank ihrer hochentwickelten Techniken und Fähigkeiten, die Berglandschaft zu bewirtschaften, gelang es den Walsern, als erste die ungastlichen Berggebiete zu besiedeln, sie zu roden und durch den Bau von Terrassierungen, Trockenmauern und Bewässerungssystemen sowie Lawinenschutzbauten urbar zu machen. Ebenso errichteten sie ländliche Gebäude (Heuschober, Ställe, Mühlen, Brunnen, Kornspeicher, Backöfen…), Wohnhäuser (wobei je nach geographischen Gegebenheiten verschiedene Formen entstanden, jedoch stets unter Verwendung von Lärchenholz im Blockbau, bei dem die Balken ineinander verkämmt auf einem Steinfundament liegen) und religiöse Bauten (Kirchen, Kapellen, Oratorien, Kreuze auf den Berggipfeln oder am Wegrand).
Im unwirtlichen Lebensraum des Hochgebirges isoliert und wohlwissend um die nötige Beziehung zwischen klimatisch-ökologischen Faktoren und Nachhaltigkeit ihres kulturellen und sozialen Modells, waren die Walser Selbstversorger und ihre in kleinen, verstreuten Weilern nach dem Modell „karg und klein“ lebenden Gemeinschaften waren durch ein dichtes Wegnetz miteinander verbunden. Die Familien nutzten Backofen, Mühle und Brunnen gemeinsam.
Dank ihrer umfassenden Kenntnis der Landwirtschaft im Hochgebirge gelang es ihnen, genügende Mengen an Getreide (Roggen, Gerste und Hanf) bis über 1700 m ü.M. anzubauen und Konservierungstechniken zu entwickeln, um große Mengen Futter zur Ernährung des Viehs (Kühe und Ziegen für die Milch-, Butter- und Käseproduktion) während der langen Wintermonate aufzubewahren. So bedienten sie sich des charakteristischen Mischmodells, das den Namen Alpwirtschaft trägt und auf der Viehzucht und dem landwirtschaftlichen Anbau beruht.
Da in den Wintermonaten die Bauern- und Hirtentätigkeiten wegen des schlechten Wetters eingeschränkt waren, arbeitete man vorwiegend an der Herstellung von Werkzeug für den täglichen Gebrauch (zum Beispiel für die Verarbeitung der Milch zu Butter und Käse, für die Arbeit auf den Feldern, der Schäferarbeit, die Schmiede, das Weben, den Hausbau und vieles mehr). Gewöhnlich wurden diese Gegenstände mit religiösen und Hauszeichen verziert, welche die Besitzerfamilie zeigten.
Der historische und kulturelle Gemeinschaftssinn der Walser erlaubte es, die typischen Traditionen und Volkstum jedes Dorfes zu erhalten und als grundsätzlich gemeinsamen Ausdruck der eigenen Identität zu verstehen. So werden heute noch bei Anlässen die typischen Trachten getragen, von denen Herkunftsdorf und Familienstand abgeleitet werden kann (z.B. ledige Mädchen, verheiratete Frauen).